Städte und Dörfer
Wo und wie Städte und Dörfer gebaut wurden und werden, prägt eine Kulturlandschaft. Ursprünglich steht die Entwicklung von Siedlungen in Zusammenhang mit dem Einsetzen der Agrarkultur und der Sesshaftwerdung in der Jungsteinzeit. In Österreich sind auf Grund des großen Anteils der Alpen nur etwa 40 Prozent der Fläche besiedelbar. Dieser Dauersiedlungsraum ist sehr dicht besetzt: das reicht von freistehenden Einzelhäusern über unterschiedliche Dorfformen bis hin zu mittleren und großen Städten. Bedeutsam für das Stadt- und Landschaftsbild sind auch Agglomerationen von Gewerbe- und Industriearealen sowie die sich immer stärker ausbreitenden „Zwischenstädte“.
Dorf, Ort und Stadt
Es gibt keine verbindliche Definition welche Siedlung als Ort, als Dorf oder als Stadt gilt. In Österreich werden jene Gemeinden, die mehr als 10.000 Einwohner*innen umfassen, als Städte bezeichnet. Aktuell (2021) sind dies 86. Dazu kommen noch weitere, teils wesentlich kleinere Siedlungen, die den kommunalrechtlichen Status einer Stadtgemeinde besitzen – damit erhöht sich die Zahl auf knapp über 200. Auch die Gliederung in Klein-, Mittel- und Großstädte ist nicht einheitlich geregelt, laut Statistik Austria umfassen Mittelstädte zwischen 40.000 und 100.000 Einwohner*innen, Kleinstädte liegen darunter und Großstädte darüber. Demnach gibt es in Österreich derzeit sechs Großstädte. Dazu kommen knapp 800 Marktgemeinden, etwa 1100 weitere Gemeinden sowie ca. 17.300 Ortschaften. Eine Gemeinde hat in Österreich im Durchschnitt rund 4.000 Einwohner*innen.
Städte, Dörfer und Baukultur
Sehr viele baukulturell relevante Entscheidungen werden auf Ebene der Kommunen getroffen. Dabei gilt es, zwischen Entscheidungen im eigenen Wirkungsbereich und jenen im übertragenen Wirkungsbereich, in dem die Gemeinde Aufgaben für Bund oder Land erledigt, zu unterscheiden. Im eigenen Bereich liegen etwa die Erteilung von Baubewilligungen oder die örtliche Raumplanung. Die Raumordnung fällt weitgehend in der Kompetenz der Bundesländer. Die Einflussmöglichkeiten des Bundes in diesem Bereich sind sehr gering.
Je nach Region, wirtschaftlichem und/oder touristischem Potenzial sind die Bedingungen für die einzelnen Dörfer und Städte sehr unterschiedlich. Während die einen mit Abwanderung zu kämpfen haben – besonders stark dort wo wirtschaftliche Lebensgrundlagen verloren gehen –, gibt es speziell rund um die großen Städte starkes Wachstum. Beide Entwicklungen erfordern kluge baukulturelle Strategien, um einerseits die Regionen lebendig und attraktiv zu halten bzw. zu regenerieren und andererseits die Agglomerationen nicht zu überlasten.
Vitale Zentren sind – egal ob für ein kleines Dorf oder eine große Stadt – wesentlich für die Lebensqualität der Bewohner*innen. Neben Möglichkeiten der Nahversorgung geht es dabei auch um öffentliche Räume, die zum Verweilen einladen, und um die Ausstattung mit sozialer Infrastruktur wie etwa Kindergärten und Schulen. Die Stärkung von Orts- und Stadtzentren ist somit eine wesentliche baukulturelle Aufgabe. Dies hilft auch, den Flächenverbrauch an den Siedlungsrändern zu senken und damit den Bodenverbrauch zu reduzieren.